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Algen(-probleme)

Fast jeder (Neu-)Aquarianer kennt das Problem des starken Algenwuchses, der die Pflanzen erstickt und die Freude an dem schönen Hobby merklich eindämmt. Im Fachhandel werden verschiedene (chemische) Mittelchen beworben, die ein schnelles Ende der Algenplage versprechen. Häufig treten bei Einsatz solcher "Gifte" jedoch Nebenwirkungen bei Pflanzen und Fischen auf und zudem wird, wenn überhaupt, nur das Algenwachstum gestoppt, nicht aber die eigentliche Ursache der Problematik behoben. Nach ein paar Wochen ist so mit ziemlicher Sicherheit die nächste Investition in die teuren Tröpfchen (oder Tabletten) notwendig.

Besser ist es, sich über den Grund für die starke Algenvermehrung Gedanken zu machen. Zuerst einmal gehören Algen genauso zum Biosystem Aquarium wie die Filterbakterien, Pflanzen und Fische. Ein leichter Algenbewuchs sieht natürlich aus und dient vielen Cichliden, z.B. den Mbuna-Arten aus dem Malawisee, als Nahrungsquelle. Kommt es nun zu einer zu starken Vermehrung der Algen liegt dies daran, dass das Biosystem Aquarium sich nicht im Gleichgewicht befindet. Gerade in dicht besetzten und wenig bepflanzten Aquarien kommt es häufig zu einem starken Nährstoffüberschuss (Nitrat - vgl. Kapitel Stickstoffkreislauf - und Phosphat), der von den anpassungsfähigen Algenarten schnell zum Wachstum genutzt wird und damit gleichzeitig den höheren Pflanzen die Nahrungsgrundlage entzieht. Die Lösung des Problems liegt also in den meisten Fällen darin, die überschüssigen Nährstoffe schnellstens aus dem A quarium zu bekommen. Dies gelingt nur durch einen zusätzlichen Nitratfilter oder über den regelmäßigen (am besten wöchentlichen) Wasserwechsel. Dabei sollte je nach Fischbesatzdichte mindestens 25-30% des Aquarienwassers getauscht werden. Ist das Ausgangswasser bereits mit Nitrat belastet (ggf. Analyse vom Wasserwerk anfordern) hilft nur der erwähnte Nitratfilter. In Cichlidenaquarien nur bedingt geeignet ist die Möglichkeit, durch schnell wachsende Pflanzen (z.B. Wasserpest) dem Wasser die Nährstoffe zu entziehen. In offenen Aquarien kann dies auch mit Landpflanzen (z.B. Efeutute) gelöst werden, deren Wurzeln ins Aquarium ranken.

Die Beleuchtung des Aquariums ist nur selten "Schuld" an einer Algenplage. Es ist jedoch zu beachten, dass die Beleuchtungsdauer nicht mehr als 12 Stunden beträgt, da die höheren Wasserpflanzen längere Zeiten nicht mehr zur Photosynthese nutzen und somit nur die Algen von der zusätzlichen Beleuchtungszeit profitieren. Vermieden werden sollte außerdem der starke Einfall von Tageslicht und die Verwendung von Lampen mit starken Blautönen, da diese sich ebenfalls als wachstumsfördernd für Algen herausgestellt haben. Meerwasserbecken werden z.B. mit solchen Lampen beleuchtet, eben damit sich die natürlichen Algenpopulationen dort ansiedeln. Die Änderung der Beleuchtung zusammen mit anderen Maßnahmen wie verstärkter Wasserwechsel kann durchaus zu einem Abklingen der Algenplage führen, da jede Änderung am Aquarium eine Störung des Haushaltes der Algen bedeutet. In dieser Zeit können häufig die höheren Pflanzen - sofern vorhanden - regenerieren und dem Wasser die Nährstoffe entziehen, ehe die Algen sie nutzen. Als Algen feindlich hat sich auch die Unterbrechung der Beleuchtung von mindestens 3 Stunden (Mittagspause) erwiesen. Aufgrund der unnatürlich unterbrochenen Beleuchtungszeit würde ich eine solche Pause allerdings höchstens als letztes Mittel einsetzen.

Grünalgen

Grünalgen treten meist in Form von langen Fäden (Fadenalgen) oder kurzem rasenartigen Bewuchs auf Steinen etc. auf. Im allgemeinen gelten sie als Zeichen von gutem Wasser und sind für viele Fische eine willkommene Bereicherung des Speiseplans. In Massen auftretende Fadenalgen können allerdings schnell zu Plage werden und sollten mit den oben erwähnten Gegenmaßnahmen bekämpft werden. Fadenalgen lassen sich aus dem Becken gut absammeln indem man sie um einen kurzen Stock oder den Finger wickelt und abzieht.

Bartalgen

Bartalgen gehören zur Familie der Rotalgen und treten im Aquarium meist in Form von kleinen braunen Büscheln auf, die die Blätter der Pflanzen und andere Dekorationsgegenstände befallen. Da sie strömungsliebend sind, finden sie sich häufig auch rund um den Filterauslass. Da die meisten Fischarten die Bartalgen als Nahrung verschmähen sollten befallene Blätter etc. schnellstmöglichst aus dem Becken entfernt werden, um eine starke Ausbreitung zu verhindern. Gleichzeitig sollte unbedingt der Nitratwert überprüft und durch Wasserwechsel etc. dauerhaft (!) gesenkt werden.

Kieselalgen

Kieselalgen bilden einen meist braunen, rauhen Belag an der Aquarienscheibe und an den Dekorationsgegenständen. Sie treten besonders häufig in der Einfahrphase eines neuen Beckens auf, vor allem in hartem Wasser, und sollten sich nach einer Weile von alleine  zurückbilden, sofern regelmäßig Wasser gewechselt und das Becken sauber gehalten wird. Von der Scheibe lassen sich die Kieselalgen mit handelsüblichen Scheibenreinigern (Magnet, Rasierklinge) oder einem Stück Filterwatte problemlos entfernen.

Blaualgen (Cyanobakterien)

Bei den Blaualgen handelt es sich tatsächlich um keine echte Alge sondern um Bakterien (Cyanos), die in einer Art schleimig, blau-grünem Teppich sämtliche Gegenstände im Becken überwuchern und Pflanzen ersticken. Reisst man diesen Teppich auf kann man - im fortgeschrittenen Stadium - einen deutlichen Modergeruch wahrnehmen.
Als Ursache für Cyanos galt früher vor allem eine schlechte Pflege des Beckens mit wenigen Wasserwechseln. In diversen Internet-Foren und Newsgroups geht man inzwischen jedoch davon aus, dass es verschiedene Arten von Cyanos gibt, die sich an unterschiedliche Lebensbedingungen angepasst haben. An dieser Stelle seien einmal die häufigsten Ursachen und Gegenmaßnahmen zusammengefasst und durch eigene Erfahrungen ergänzt:

So kommen Cyanos häufig in frisch eingerichteten Becken vor, da sie hier von dem Phosphat (meist im Leitungswasser) profitieren und schneller "anwachsen" als die meisten höheren Pflanzen. Oft verschwinden die Cyanos wieder, sobald die Pflanzen anfangen zu wachsen und als Nahrungskonkurrent (Nitrat) auftreten.

Weiterhin wurde von starkem Blaualgen-Befall berichtet, wenn in den Becken sehr viele Pflanzen und nur sehr wenig Fische (=Nitratproduzenten) vorhanden sind. Offensichtlich stellen die Pflanzen ihr Wachstum aufgrund des Mangels an Nitrat (=Dünger) ein, während die Cyanos den geringen Nitratanteil zusammen mit anderen Stoffen aus evtl. zugegebenem Pflanzendünger (Eisen, Phosphat) nutzen können. Dies steht in deutlichem Gegensatz zu der früheren Annahme, dass Cyanos nur in altem (nitratreichem) Wasser gut wachsen können, dürfte in dicht besetzten Cichlidenbecken allerdings kaum ein Grund für eine derartige Algenplage sein.

Die Art der Beleuchtung dagegen scheint keinen großen Einfluss auf die Blaualgen zu haben. Lediglich schwache Lampen können den Blaualgen zu Gute kommen, wenn die Pflanzen durch das zu geringe Licht nicht mehr wachsen.
Wird Kies als Bodengrund verwendet, in dem sich mit der Zeit Nähstoffreserven (Kot, Dreck) ansammeln, bilden die Cyanos einen regelrechten Teppich (wie ein Dach) über diesen Stellen und entziehen dem Boden direkt ihre Nahrung.

Haben sich die Blaualgen erst einmal im Becken breit gemacht, ist es schwer, sie wieder loszuwerden. Als geeignete Gegenmaßnahmen haben sich erwiesen: Vorbeugende Maßnahmen gegen Cyanos: Besonders die 7-tägige Dunkelkur mit anschließenden Veränderungen in der Beckenbiologie (häufigere Wasserwechsel, bessere Filterung, Verkürzung der Beleuchtung) führen zu einem guten Erfolg. Normalerweise sollten die Cyanos nach der Dunkelwoche komplett verschwunden sein und durch die Veränderungen im Becken wird ihnen die Wiederansiedlung erschwert. Offenbar reagieren diese Bakterien sehr empfindlich auf Änderungen ihres Lebensraumes.

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